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10.9.2024

Dr. Anne-Kathrin Schumann

t2k bei bundesweitem KI-Wettbewerb ausgezeichnet

Das t2k-Projekt "Barrierefreie Kommunikation: KI-gestützte Übersetzung in Leichte Sprache" wurde im Rahmen des Civic-Innovation-Wettbewerbs "Gemeinsam wird es KI" als innovatives KI-Projekt ausgezeichnet.

text2knowledge.de

Für das Projekt hat sich t2k mit Oliver Guhr und Prof. Hans-Joachim Böhme von der Arbeitsgruppe "Künstliche Intelligenz/Kognitive Robotik" an der HTW Dresden zusammengetan. Ziel des Projekts ist die Entwicklung eines Algorithmus, der Texte automatisch vereinfacht oder in Leichte Sprache übersetzt.

Wozu Sprachvereinfachung?

Studien zeigen, dass bis zu 40 % der in Deutschland lebenden Menschen Schwierigkeiten mit dem Lesen anspruchsvoller Texte haben. "Dies kann aus ganz unterschiedlichen Gründen der Fall sein, beispielsweise weil eine kognitive Beeinträchtigung oder eine neurodegenerative Erkrankung vorliegt, aber auch, wenn Deutsch als Fremdsprache erst noch erlernt werden muss", erläutert Dr. Anne-Kathrin Schumann, die technische Leiterin von t2k. "Ein Algorithmus, der Texte automatisch vereinfacht, macht den Betroffenen nicht nur das Leben leichter. Vielmehr ermöglicht er es ihnen überhaupt erst, sich selbständig zu informieren und an gesellschaftlichen Debatten teilzunehmen." Aus diesem Grund verpflichte etwa das Behindertengleichstellungsgesetz Behörden und andere "Träger öffentlicher Gewalt" zu Verständlichkeit und bei Bedarf auch zur Verwendung Leichter Sprache. Allerdings sei die manuelle Übersetzung teuer und zeitaufwendig, so dass das Gros der Texte unübersetzt bleibe. "Hier wird ganz deutlich, wie eine Automatisierung mittels Natural Language Processing bzw. NLP dazu beitragen kann, ein wesentliches gesellschaftliches Problem zu lösen", so Frau Dr. Schumann.

Sprachvereinfachung für die Altenpflege

Noch praxisnäher argumentiert die Forschungsgruppe um Prof. Böhme an der HTW Dresden. "Konkret planen wir, NLP-Algorithmen in die Service-Roboter zu integrieren, mit denen wir im Kontext der Altenpflege experimentieren", führt Oliver Guhr, Doktorand in der Forschungsgruppe von Prof. Böhme, aus. "Unsere Roboter sollen in der Lage sein, dem häufig überlasteten Pflegepersonal verschiedene Aufgaben abzunehmen. Die sprachliche Kommunikation ist hierbei natürlich eine ganz wichtige Fähigkeit. Die automatische Vereinfachung auch komplexer Texte ist dabei ein sehr wichtiger Aspekt, beispielsweise in der Pflege Demenzkranker."

Sprachvereinfachung vs. Leichte Sprache

Einen linguistischen Knackpunkt gibt es noch in dem Projekt: Die Leichte Sprache fordert nicht einfach nur Verständlichkeit, sondern die genaue Einhaltung bestimmter linguistischer Regeln. Aktuell wird am Deutschen Institut für Normung sogar an einer Normen-Spezifikation (DIN SPEC) für die Deutsche Leichte Sprache gearbeitet. Der Unterschied ist wichtig: "Ein Algorithmus, der Texte besser verständlich macht, ohne den Vorgaben der Leichten Sprache zu folgen, vereinfacht den Text", konkretisiert Frau Dr. Schumann. "Für eine Übersetzung in Leichte Sprache gilt dagegen noch die Anforderung, dass die linguistischen Regeln für Leichtes Deutsch genau eingehalten werden müssen."

Civic-Innovation-Wettbewerb des BMAS

Der Civic-Innovation-Wettbewerb wird vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales veranstaltet und hat das Ziel, KI-Innovationen für gesellschaftspolitische Kernaufgaben nutzbar zu machen. Während der Preisverleihung, an der auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil teilnahm, wurden 25 KI-Projekte aus ganz Deutschland in vier Themenfeldern ausgezeichnet. Die Preisgelder sollen die Weiterentwicklung der Projektideen vorantreiben.